Ich lebe in Bielefeld. Im Kino war ich in Gütersloh. Warum?
Es ist eines dieser Beispiele, die häufig verwendet werden, wenn es um Barrierefreiheit geht. Christiane Link [1] hat über nicht nachvollziehbare Begleiterregularien gebloggt. Jule [2] schrieb über den Film „Gold – Du kannst mehr als du denkst“, der die Geschichte drei paralympische Athletinnen und Athleten erzählt und (erst) nicht in barrierefreien Kinos und Sälen gezeigt wurde. Raul Krauthausen [3] berichtete über CinemaxX, die offensichtlich nicht mehr als einen Rollstuhlfahrer im Kino haben können oder wollen. Und Laura Gentile [4] hat zwar schon viele negative Erlebnisse mit Kinos gemacht, aber immerhin auch ein tolles Gegenbeispiel gefunden. Das ist nur eine kleine Auswahl von Blogbeiträgen zu diesem Thema.
Mein Problem ist weniger, dass ich keine Kinos finde, die angeblich barrierefrei wären. Mein Problem ist die Definition von „Barrierefreiheit“ und, dass Menschen mit Behinderung offensichtlich nicht als Kundschaft gesehen werden.
DIE erste Reihe
Einer der frühesten Kindheitserinnerungen ans Kino habe ich noch aus dem Maxx-Kino Hameln. Es war die Premiere von „Findet Nemo„. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich meine, meine Schwester und ich hätten sogar Tickets irgendwo gewonnen. Wir gingen also ins Kino, lösten unsere Karten ein und wurden in die erste Reihe gesetzt, weil da halt die Rollstuhlplätze sind. In der ersten Reihe.
Wer einmal in der ersten Reihe eines großen Kinosaales über zwei Stunden einen Film gesehen haben, der wird alles versuchen, dass nicht noch einmal erleben zu müssen. Und hier kommt der Twist:
Selbst wenn man überhaupt das Glück hat, dass das Kino „Rollstuhlfahrer-Plätze“ anbietet sind die zumeist in der ersten Reihe, irgendwo ganz links / rechts oder ermöglichen es nicht in Begleitung den Film zu genießen.
Natürlich fordere ich nicht, dass sich jetzt jedes deutsche Kino umzubauen hat, was wohl auch ganz praktisch kaum funktionieren würde. Aber wir haben eine schier unglaubliche Masse an Normen und Regularien und keine zum (rollstuhlgerechten) Bau von Kinos? Gleichzeitig sind in der Vergangenheit gerade in Großstädten die großen 4K-3D-Hyper-Cristial-Was-auch-immer Kino-Komplexe aus dem Boden gewuchert. Warum können nicht Kinobetreiber von sich aus, oder halt unter Zwang, ihre Kinos so designen, dass die Eingänge oben oder in der Mitte eines Kinosaals sind? Dann würde ich auch viel öfter ins Kino gehen und nicht nur dann, wie jetzt bei Interstellar, wenn es einfach sein muss. Das Geld was ich bisher für die Fahrkosten zu einem entfernteren, dafür geeigneten Kino ausgebe, spendiere ich euch dann auch gerne an eurer überteuerten Popcorn-Station- und ich wäre nicht der Einzige.