Liebe DeWeZet!

Wir müssen mal wieder reden. Aber diesmal kommt das Ganze ein bisschen spät. Eigentlich zu spät. Aber es brennt mir auf dem Herzen.
Aber fangen wir von vorne an.

Bei der letzten Kreistagssitzung habe ich meine 1. Haushaltsrede gehalten. Dabei warf ich der CDU fehlendes Demokratieverständnis vor. Zugegeben, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber wen es interessiert, die komplette Rede gibt es HIER zum Nachlesen.

Jedenfalls unterbrach mich ein CDU-Abgeordneter und rief in den Saal „Der ist ja noch grün hinter den Ohren.“. So weit so unaufregend und auch nichts Außergewöhnliches, schaut man sich die Diskussionskultur in der CDU an.

Nun kommen wir aber zur DWZ. Diese schrieb am 17.März auf Seite 24:

„Flop der Woche – Dass in den Sitzungen politischer Gremien immer häufiger gepöbelt wird, daran haben sich die meisten offenbar gewähnt. Und Politiker müssen ja manchmal durchaus ein dickes Fell haben.
In dieser Woche allerdings hat Kreistagsmitglied Rolf Keller (CDU) eine Grenze überschritten mit seinem Zwischenruf an die Adresse von Constantin Grosch (Piraten): ‚Der ist ja noch grün hinter den Ohren.‘
Stimmt – er ist Jahrgang 1992. Und behindert. Eindeutig flop!“

Zunächst muss ich die DWZ loben, dass sie einerseits Kritik an den Umgangsformen in so manchen Diskussionen übt und auch richtigstellt, dass ich Jahrgang 1992.

Aus diesem Grund hat mich übrigens der Zwischenruf auch nicht weiter getroffen. Das ich noch nicht die Erfahrung haben kann wie manch anderer ist selbst mir bewusst und das da der eine oder andere einen Spruch reißen würde, habe ich eigentlich schon viel früher erwartet.

Aber jetzt kommt der Punkt: Was sollte der Zusatz „Und behindert.“?

Um ehrlich zu sein, ich verstehe ihn überhaupt nicht. Ich verstehe nicht, was das eine mit dem Anderen zu tun haben soll. Das wird deutlich, wenn man behindert durch ein beliebig anderes Körpermerkmal ersetzt wie z.B.: „Und er ist 1,80m groß.“

Was hat das mit dem Zwischenruf, Erfahrung und/oder Diskussionskultur zu tun?

Hier wird leider immer noch das alte Bild des Behinderten bedient, der mit Samthandschuhen angefasst werden muss. Zur Hölle ja, man kann Behinderte genau so beleidigen und kritisieren wie jeden Menschen auch.

Zumal es ja hier nicht mal gegen die Behinderung ging, sondern gegen eine andere Eigenschaft. Ob ein solches Beleidigen allerdings freundlich, respektvoll und einer Diskussion hilfreich ist, ist eine völlig andere Frage.

Aber gerade solches dilletantische Verteidigen führt dazu, dass ich mich weder ernst genommen fühle, noch es andere tun können. Kann ich mich nur rhetorisch wehren, wenn ich die „Ich bin aber Behindert“-Keule schwinge?

Beeinträchtigt es meine Arbeit in der Politik, nur weil ich bei der Rede nicht stehe?

Liebe DeWeZet, macht euch bitte beim nächsten Mal Gedanken darüber, mit welchen Argumenten man eine Attacke verteidigt oder auch nicht. Das hier ging auf jeden Fall mal gar nicht!

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